Ende des Jahres 2005 gab OÖFV-Präsident Leo Windtner einen sehr guten Gastkommentar in den OÖ Nachrichten ab. Da Teile des Artikels unter anderem auch sehr gut das Leitbild der Sektion Fußball der TSU Wartberg/Aist widerspiegeln, haben wir den Bericht auch hier auf unserer Homepage Online gestellt. Quelle: OÖ Nachrichten vom 29.12.2005
Mit Stolz können wir auch im Jahre 2006 feststellen, dass wir im Gegensatz zum allgemeinen Trend, weiterhin den "eigenen Weg" gehen! Auf ein erfolgreiches Neues Jahr!
"Unser Fußball ist so grottenschlecht"
Gastkommentar von Leo Windtner
"Unser Fußball ist so grottenschlecht", titelte eine große Wiener Zeitung nach dem traurigen Auftritt von Rapid in der Allianz-Arena gegen Bayern München. Es sollte sinngemäß das Saisonresümee nach der gescheiterten WM-Qualifikation und den ernüchternden Champions-League-Auftritten der Hütteldorfer sein.
Dass wir so schlecht sind, wird anhand diversester Symptome analysiert, wo die echten Ursachen liegen, wird geradezu oberflächlich übergangen. Wir haben vor vier Jahren mit dem österreichischen Weg ein Projekt gestartet, das europaweit Anerkennung findet und mit der "Challenge 08" die konsequente Ergänzung auf ÖFB-Team-Ebene hat. In Oberösterreich haben die LAZ Topqualität und die Fußballakademie Linz ist nicht nur als Modell ein Highlight, sondern auch in der Professionalität auf Topniveau. Eigentlich tun wir alles, um für unseren Spitzenfußball Spitzenkönner heranzubilden. Trotzdem sind unsere Fußballer im internationalen Vergleich "so grottenschlecht". Ursachenforschung ist angesagt.
An der Größe des Landes kann es nicht liegen, wie schon die EURO 2004 bewies. Die uns immer vorschwebenden Beispiele des WM-Teilnehmers Schweiz oder Norwegens, das mit der Hälfte Österreichs Einwohner an die 100 Spieler in die europäischen Ligen abstellt, zeigen die Diskrepanz auf. Der entscheidende Punkt liegt im Wort "Nachhaltigkeit".
Die großteils top ausgebildeten Nachwuchsspieler müssen nachhaltig in die obersten Leistungsebenen eingebracht werden. Früher war die drop-out-Quote bei den 15- und 16-Jährigen das Problem. Heute kommt dazu der drop-down-Effekt der 19- bis 22-Jährigen. Dass zu viele Spieler nach dem Abschluss ihrer Ausbildung nicht Aufnahme finden in den Mannschaften der Bundesliga, sondern dort zu "Stranded Investments" werden.
Hintergrund ist das Streben der Clubs nach schnellem Erfolg, wobei es keinen Unterschied mehr gibt zwischen oberster und unterster Ebene. Lieber rasch zwei vermeintlich gute Ausländer, als die Geduld aufbringen, Entwicklungsarbeit mit eigenen Spielern zu leisten. Viele große Hoffnungen und Talente haben auf diese Weise nicht den Weg nach oben geschafft. Die Ausländerflut hält damit ungebrochen an.
Gegenmaßnahmen wie Österreicher-Topf der Bundesliga oder E-24 Regeln im Landesverband haben bisher nicht gewirkt. Es muss die Gesinnung geschaffen werden, dass es Dienst am österreichischen Fußball ist, mit den eigenen Talenten Geduld zu haben und sie nachhaltig zu forcieren. Damit es nicht selbstverständlich ist, wenn eine Austria in Pasching mit zehn Ausländern startet und von der Regionalliga bis in die Unterklasse der Erwerb von fremden Spielern immer noch mehr Applaus findet als der dauerhafte, finanziell wie sportlich erfolgreiche Weg, die Früchte einer nachhaltigen Nachwuchsarbeit im eigenen Verein zu ernten.
Dass wir genügend Potenzial im Lande haben, beweist das aktuelle U-17- und U-19-UEFA-Ranking, wo Österreich den beachtlichen sechsten Platz einnimmt. Alle Fußballfreunde und auch die Medien sind gefordert, diese Nachhaltigkeit schon beim laufenden Betrieb und in der Transferzeit einzufordern und nicht erst die Analyse zu liefern "unser Fußball ist wirklich so grottenschlecht".
Zur Person
Präsident mit viel Energie
Leo Windtner (55) ist Präsident des OÖ. Fußballverbandes und im ÖFB nach Friedrich Stickler die Nummer zwei. Der ehemalige Mittelfeld-Spieler der Union St. Florian ist auch als Generaldirektor der "Energie AG Oberösterreich" mit dem Sport eng verbunden. Zum Energie-AG-Team gehören u. a. Hannes Trinkl und Kanu-Europameister Helmut Oblinger.